Umfragen begleiten den Wahlkampf jedes Mal aufs Neue. Alleine im September wurden sechs bundesweite Wahlumfragen veröffentlicht (Übersicht auf neuwal.com).
Vor dieser NR-Wahl zeigen sie eines: Die Konstanz über den Intensivwahlkampf hinweg. Bis auf den Wechsel zwischen den Grünen und NEOS an Position vier, ist der prognostizierte Ausgang der Wahl inkl. dem Ausscheiden der Liste JETZT seit Anfang des Intensivwahlkampfes konstant.
Do campaigns matter? https://t.co/EmkxnHbdac
— Armin Wolf (@ArminWolf) September 23, 2019
So zeigt auch die letzte veröffentlichte Umfrage, die vom 22. September 2019 stammt und auf Puls4 ausgestrahlt wurde, das gleiche Bild. Unverändert führt die ÖVP mit 34% der Stimmen vor der SPÖ (22%) und der FPÖ (20%), die um den zweiten Platz kämpfen. Den Umfragen nach könnten die Grünen mit 13% ein fulminantes Comeback feiern, befeuert u.a. durch die globalen Klimastreiks, gefolgt von NEOS, die mit acht Prozent ihr Ergebnis der Wahl 2017 verbessern.

Details
Die Schwankungsbreite der gesamt befragten Personen beträgt 1,8 Prozent. Als Verlierer zeichnen sich vor allem die Liste JETZT, welche an der vier Prozent Hürde scheitert, die SPÖ und die FPÖ ab. Laut den Prognosen werden sie annähernd zehn (SPÖ) und 13 (FPÖ) Mandate verlieren, während die Grünen mit 24 Sitzen in den Nationalrat zurückkehren. Auch die ÖVP und die NEOS gewinnen ungefähr zwei Prozentpunkte und zwei bzw. fünf Mandate dazu.
Beziehungskrise, Neuanfang oder doch ein „flotter Dreier“?
Die Umfrageergebnisse unterstützen die potenzielle Neuauflage von Türkis-Blau und somit eine Fortsetzung der stets von beiden Seiten betonten exzellenten Zusammenarbeit, die an der fast untergegangenen Ibiza-Affäre zerbrach. Weiterhin ist eine Koalition mit NEOS rechnerisch unmöglich, obwohl es zwischen diesen beiden Parteien inhaltlich die meisten Überschneidungen gibt. Eine Realisierung ist nur mithilfe der Grünen möglich und würde als erste Dreierkoalition in die österreichische Geschichte eingehen.
Trotz einer Mehrheit im Parlament wird eine Neuauflage der Großen Koalition zwischen ÖVP und SPÖ von den Experten als eher unwahrscheinlich eingestuft, nicht zuletzt da Sebastian Kurz auf einen „neuen Stil“ und Mut zu Veränderung setzt.
Alle gegen Kurz?
In den TV-Debatten warnte Sebastian Kurz davor sich auf die Umfragewerte zu verlassen und mobilisierte gegen eine SPÖ/Grünen/NEOS-Koalition ohne Regierungsbeteiligung seiner Partei. Die Wahrscheinlichkeit einer Dreierkoalition abseits der ÖVP erscheint derzeit allerdings als sehr gering bis unmöglich, da der Koalition sieben Prozent auf eine Mehrheit im Parlament fehlen.
Es bleibt abzuwarten, ob Altkanzler Kurz die stets betonte gute Zusammenarbeit mit der FPÖ mit bzw. ohne Herbert Kickl fortsetzt, ob die Differenzen mit der SPÖ zur Seite gestellt werden oder ob Österreich seine erste Dreierkoalition erlebt.