Wenn man so will, ist das Politik Team von Telefónica Deutschland (früher E-Plus), der Vorreiter in Sachen „Neue Offenheit“. Alles startete im Jahr 2010 mit UdL Digital, dem Digital Public Affairs Blog des Unternehmens. Auf dem Portal sind die politischen Positionen und Debattenbeiträge des Unternehmens sowie seiner Stakeholder zu finden – offen und transparent für Jedermann. Damals ein Novum im politischen Berlin. Im Jahr darauf schuf das Unternehmen, zusätzlich zu seinem politischen Digital-Kanal, auch eine Präsenz in der realen Welt – das BASE_camp. Es ist eine Mischung aus Eventlocation, Coworking Space, Flagship Store, Café, aber vor allem ein Ort der Begegnung und des persönlichen Austauschs. Hier finden beinahe täglich öffentliche Veranstaltungen rund um die digitale Transformation statt – ob Netzpolitik, digitale Arbeitswelt, Handel 4.0 oder Shareconomy. Denn die Debatte über die Zukunft der digitalen Welt und des gesellschaftlichen Zusammenlebens bildet das inhaltliche Zentrum des BASE_camps.

Inhalte generieren

Doch der Großteil der Veranstaltungen sind keine eigenen Termine. Das BASE_camp versteht sich als Plattform für digitale Kompetenz, die Interessierten aus der digitalen Community Berlins offen steht – ob als Teilnehmer oder Veranstalter. Das heißt, jeder kann mit einer Veranstaltungsidee auf das BASE_camp zugehen und die Location nutzen. Dazu muss das gewählte Thema jedoch stets einen Betrag zur Debatte um die digitale Transformation leisten. Mit dieser Strategie versucht sich das Unternehmen selbst zum Zentrum der Debatte zu machen, ohne jedoch alle Inhalte selbst stemmen zu müssen. Die so generierten Vorträge und Statements werden über die eigenen digitalen Kanäle verbreitet – ob Blog, Twitter, Facebook oder YouTube. Das schafft Reichweite und positioniert Telefónica als Ansprechpartner in diesem Themenfeld. Somit entsteht aber auch eine Aufmerksamkeit für die politischen Digital-Kanäle des Unternehmens, das darüber gleichsam seine politischen Positionen bekannt macht. Der Plattform-Ansatz schafft demnach die Grundlage für die Interessenvertretung des Unternehmens.

Kontaktpunkte schaffen

Wöchentlich finden drei bis vier Veranstaltungen im BASE_camp statt. Je nach Format und Thema treffen sich hier zwischen 30 und 70 Interessierte je Veranstaltung zum Austausch. Im Zentrum steht das Netzwerken ganz unterschiedlicher Akteure – hier treffen etablierte Akteure aus Politik, Unternehmen und Verbänden auf Startups und die lebendige Tech-Szene der Hauptstadt. Die Mischung der Podiumsgäste und Teilnehmer soll den Dialog fördern und dafür sorgen, dass sich die Veranstaltungen nicht um sich selbst drehen und zu den immer gleichen Diskussionsergebnissen kommen. Das Unternehmen engt seine Zielgruppe also bewusst nicht nur auf die Politik ein. Maßgeblich ist das Interesse am Thema und nicht die Zugehörigkeit zu einer Institution. Das hat auch einen ganz praktischen Nutzen: Durch die Aufmerksamkeit einer ganzen Bandbreite von Stakeholdern wächst über die Zeit ein reichweitenstarkes Netzwerk. Denn bei aller Offenheit für Themen und Zielgruppen schafft diese Strategie natürlich auch Gesprächsanlässe und wichtige Kontakte für das Politik Team von Telefónica. Diese Gespräche werden dann beispielweise in der Telefónica Digital Lounge vertieft, die wenige Stockwerke über dem BASE_camp in den Räumlichkeiten der Berlin-Repräsentanz zu finden ist. Sie dient der rein fachlichen Diskussion im kleinen Kreis und dem Gedankenaustausch mit Entscheidern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Ein sogenannter Rückzugsraum.

Unternehmen vorstellen

Neben den Netzwerk-Veranstaltungen ist das BASE_camp aber auch Café und Flagship Store des Unternehmens. So kann man sich hier bei Croissant und Cappuccino mit Bekannten, privat oder beruflich, zum Austausch treffen. Auch den ein oder anderen aufgeklappten Laptop gibt es tagsüber im BASE_camp zu sehen. Medienschaffende und Blogger nutzen das Café dann als Arbeitsplatz. Inmitten der Szenerie befindet sich ein Mobilfunk-Shop – neben dem im Übrigen auch jeder Gast im Rahmen von Veranstaltungen Platz nimmt. So werden die Besucher des BASE_camp immer auch mit den Geschäftsfeldern und Produkten des Unternehmens vertraut gemacht. Und sicher ist es hilfreich, wenn die Stakeholder der Hauptstadt mehr über das Unternehmen lernen. Das fördert das Verständnis. Und am Ende sind natürlich auch sie Konsumenten oder sogar Kunden.

Reichweite aufbauen

Die Grenzen der On- und Offline-Aktivitäten zwischen UDL Digital (Online) und BASE_camp (Offline) sind fließend, wie es sich in Zeiten von Paid, Owned und Earned Media gehört. Wobei das Politik Team von Telefónica genau genommen auf eine dieser Säulen verzichtet – die gekaufte Werbung (Paid). Das organische Wachstum der Community steht im Vordergrund. Man will mit interessanten Inhalten überzeugen und so nachhaltig Interessierte an sich binden. Wer einmal den Social Media Kanälen von UdL Digital oder dem BASE_camp folgt, erhält regelmäßig Einladungen zu Veranstaltungen und meldet sich mit einem Klick an. Jede Anmeldung schafft erneute Sichtbarkeit in den Feeds der Interessierten und erreicht somit potenziell auch die Freunde und Kontakte der interessierten Community. Die besten Soundbites der Vorträge und Diskussionen werden in Echtzeit über die sozialen Netzwerke geteilt. So wird die Debatte im Netz fortgeführt. Wer eine Veranstaltung verpasst hat, kann sich einzelne Talks im Nachgang auf YouTube ansehen. In Zukunft sind auch Livestreams der Veranstaltungen geplant. Die enge Verzahnung von virtueller und realer Welt hat zum Ergebnis, dass die Community von UdL Digital derzeit bei knapp 5.500 Facebook Fans und 2.500 Twitter Followern liegt. Dem BASE_camp selbst folgen auf Facebook 4.000 Fans und auf Twitter 300 Follower. Die Gesamtklickzahl der Videomitschnitte von UdL Digital auf YouTube liegt bei über einer Million – auch ohne Werbung. Für einen Marketing-Profi sind das zwar keine relevanten Werte, aber für eine Unternehmensrepräsentanz in Berlin eine ordentliche Reichweite. Sie erlaubt, die eigenen Positionen im politischen Berlin bekannt und digital auffindbar zu machen.

 

Der Autor

Jan Böttger ist Managing Director der 365 Sherpas GmbH.
Seine Schwerpunkte sind die strategischen Corporate Affairs-Beratung national und international agierender Unternehmen sowie die Konzeption und Leitung integrierter Kommunikationskampagnen für Verbände und den Öffentlichen Sektor.

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