Nach den massiven Eingriffen der Politik in das Wirtschaftsleben, bedingt durch die Coronakrise, sind Unternehmen und Politik einander so nah wie nie. In kürzester Zeit wurden gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen, die nicht nur unser Zusammenleben, sondern auch den Handlungsspielraum der Unternehmen künftig prägen werden. Dabei geht es nicht nur um die temporären Einschränkungen wirtschaftlichen Handelns, sondern auch um neue Rahmenbedingungen, die zum Dauerzustand und ins Regelgesetzeswerk übergeführt werden. Dazu kommen Beteiligungen der öffentlichen Hand an Unternehmen (zB Stadt Wien) oder staatliche Finanzhilfen (wie etwa an Lufthansa und Austrian Airlines).
Dieses Verhältnis zwischen Unternehmen und Politik wird also so wichtig wie schon lange nicht. Drei Faktoren, die dabei eine große Rolle spielen werden:
Dialog auf Augenhöhe
Das Comeback unserer Wirtschaft wird nur in Zusammenarbeit von Unternehmen und Politik funktionieren – auf Augenhöhe und in wechselseitigem Respekt. Auch die Libertärsten werden zugestehen müssen, dass eine Pandemie staatliche Eingriffe notwendig macht. Wann, wenn nicht in einer so umfassenden Gesundheits- und Wirtschaftskrise, die auch eine Gesellschaftskrise nach sich ziehen kann, braucht es einen Staat, der hilft, der stabilisiert. Diesen Respekt, den wir dem Staat entgegenbringen müssen, können Unternehmen auch umgekehrt von den staatlichen Akteur*innen erwarten. Denn letztlich hilft der Staat den Unternehmen, Arbeitsplätze zu erhalten und im besten Fall neue zu schaffen. Diesen wechselseitigen Respekt, diesen Dialog braucht es jetzt.
Transparenz und Ethik
Der aktuell massive Dialogbedarf zwischen Wirtschaft und Politik ist die Nagelprobe für die Compliance. Dabei geht es nicht nur um das Einhalten von gesetzlichen Vorgaben, sondern auch um ethisch korrektes Verhalten. Wer seine Interessen gegenüber der Politik vertritt und versucht, politischen Einfluss zu nehmen, soll das unter klaren Regeln und transparent machen. Regeln, die für alle gleichermaßen gelten müssen – ob Kammer, Verband, NGO, Unternehmen, Agentur oder Rechtsanwaltskanzlei. Und umgekehrt: Solange Mandatare Gesetze gegen Geld ungestraft anbieten können, sehen wir, dass auch bei den Regeln für Politiker*innen nachgeschärft werden muss.
Gesellschaftliche Verantwortung
Unternehmen leisten einen Beitrag zum Wohlstand, indem sie Menschen Arbeit geben und Steuern zahlen. Darüber hinaus sind sie aber auch gefordert, nachhaltig mit Ressourcen umzugehen, Menschenrechte zu stärken und zur Entwicklung unserer Gesellschaft beizutragen. Unternehmen, die auch schon bisher Verantwortung für unsere Gesellschaft gezeigt haben, sind jetzt bei der Politik besser aufgestellt. Denn für Partikularinteressen ist in nächster Zeit noch weniger Platz. Und jene, die sich darum in der Vergangenheit nicht gekümmert haben, sollten spätestens jetzt damit anfangen. Das Schöne dabei: Es zahlt sich auch wirtschaftlich aus.