Im November 2013 eröffnete Microsoft seinen neuen Berlin-Standort Unter den Linden.
Er ist Ausdruck eines Veränderungsprozesses im Unternehmen. Dieser geht zurück auf die sogenannte „Consumerization of IT“, also der größeren Bedeutung von Endkunden für IT-Unternehmen. Mit dem technologischen Wandel ging auch eine Öffnung des Unternehmens einher – hin zu mehr Offenheit und Dialog. Die neue Adresse ist deshalb nicht nur Repräsentanz, sondern auch Dialogplattform, Consumer Showroom und Coworking Space zugleich.
The Digital Eatery – die Gastronomie
So findet man im Erdgeschoss der Repräsentanz die „Digital Eatery“. Neben Kaffee und Kuchen kann man hier auch Laptops, Tablets und neue Handys testen. Sie ist offen für alle Interessierten – vom Passanten über den Blogger bis hin zum Abgeordnetenmitarbeiter. Monatlich gehen hier 10.000 Gäste ein und aus. Am Abend finden regelmäßig Community-Meetups in der Digital Eatery statt, von der Technologie- bis hin zur Kreativszene, die das Café für diesen Zweck kostenlos und exklusiv zur Verfügung gestellt bekommen.
Atrium – das Veranstaltungszentrum
Nebenan findet sich ein großes Atrium für Veranstaltungen mit Platz für bis zu 400 Gäste. Microsoft lädt politisch Interessierte regelmäßig zu Vorträgen, Lesungen und Diskussionsrunden in das Atrium ein. Beispielsweise CDU-Generalsekretär Peter Tauber, der über die Voraussetzungen und Möglichkeiten eines „Digitalen Wirtschaftswunders“ in Deutschland debattierte oder den FDP-Vorsitzenden Christian Lindner, der über die „Freiheit im digitalen Raum“ sprach. Für Microsoft ist das eigene Haus aber auch eine Dialogplattform. So haben auch schon politische Parteien, NGOs, Verbände und andere Unternehmen die Flächen Unter den Linden genutzt.
Policy Briefing Center – das Schaufenster
Eine Etage über Atrium und Digital Eatery befindet sich ein Bereich für Meetings und Gespräche in kleiner Runde. Bei aller Offenheit braucht es eben auch geschützte Räume für Hintergrundgespräche. Ergänzt wird dieser Bereich um das sogenannte Policy Briefing Center. Beim Entrée stößt der Gast auf die neuesten Produkte von Microsoft, jedes einzeln präsentiert auf modernen Stelen. Neben dem vertraulichen Gespräch bietet Microsoft hier ein Schaufenster für die Produkte und Dienste des Unternehmens. Denn nach eigener Auskunft ist vielen Politikern nicht klar, dass Microsoft heute mehr ist als Windows und Office. Das soll sich ändern.
Microsoft Ventures Accelerator – die Startup-Schmiede
In der fünften Etage hat der Konzern sein Kreativ-Zentrum für Startups eingerichtet. Den Ventures Accelerator von Microsoft können bis zu zehn Startups gleichzeitig durchlaufen. Das Programm ist auf jeweils vier Monate angelegt. Neben einem Coworking Space stellt Microsoft den Gründern hierbei auch Mentoren und Branchenexperten als Coaches zur Seite, bietet technische Trainings an und schafft Zugang zu Business Angels und Venture Capitalists. Die Startup-Förderung versteht Microsoft als Teil seines Standortengagements. Es bietet aber auch Gesprächsanlässe mit Politik, beispielsweise um über Bedingungen für mehr Gründungen in Deutschland zu sprechen.
Mitarbeiteretage – das Arbeiten der Zukunft
Die Mitarbeiteretage bietet ebenfalls Anlass zum politischen Dialog. Denn sie ist nicht nur schnöde Bürofläche. Sie soll veranschaulichen, wie das Arbeiten der Zukunft aussieht. So stehen für die 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter insgesamt nur 30 Arbeitsplätze zur Verfügung. Flexible Arbeitszeitmodelle, eine moderne technische Ausstattung und die Open Desk Philosophie machen es möglich. Politik, die sich derzeit mit dem Thema Arbeit 4.0 befasst, interessiert sich für solche Beispiele. So wird das Konzept der Repräsentanz – sei es die Startup-Förderung, Arbeit der Zukunft oder technische Innovationen – immer wieder mit politischen Inhalten verknüpft.
Politikportal und soziale Netzwerke – die digitale Erweiterung
Ähnlich wie bei UdL Digital von Telefónica oder dem Digitalen Hauptstadtbüro der METRO Group findet auch bei Microsoft eine enge Verzahnung der On- und Offline Aktivitäten statt. Nur mit dem Unterschied, dass Microsoft auch gekaufte Werbung für die Bekanntmachung seiner Aktivitäten einsetzt. Über das eigene Politikportal werden Themen gesetzt und Positionen bezogen. Auch Gastbeiträge zu aktuellen Themen haben hier ihren Platz und binden die Meinung Dritter in die Debatte ein. Neben einem monatlichen Politik-Newsletter bündelt ein wöchentlicher Berlin-Newsletter die Aktivitäten der Repräsentanz. Hier werden neben inhaltlichen Beiträgen auch Veranstaltungstermine angekündigt, zusätzlich zur Werbung in den Sozialen Netzwerken. Die Anmeldung zu den Events erfolgt Online im Politikportal, was dem Angebot zusätzlich Besucher zuführt. Die Veranstaltungen selbst werden unter wechselnden Hashtags begleitet, wie zum Beispiel #DigitalesDE oder #digitalesWirtschaftswunder. So wird die Debatte auf Twitter verlängert und erreicht damit auch die, die gerade nicht dabei sein können und mitdiskutieren wollen. Die Dokumentation der Veranstaltungen lässt sich über den Politik Account der Repräsentanz auf Facebook nachverfolgen. Ergebnis der On- und Offline Vernetzung ist ein Twitter Account mit derzeit knapp 1.000 Followern und rund 13.000 Fans bei Facebook. Damit hat Microsoft im Vergleich unserer vorgestellten Repräsentanzen bei Facebook die Nase vorn – allerdings unterstützt durch gekaufte Werbung. Bei Twitter ist die Reichweite der anderen – trotz rein organischen Wachstums – höher.
Der Autor
Jan Böttger ist Managing Director der 365 Sherpas GmbH.
Seine Schwerpunkte sind die strategischen Corporate Affairs-Beratung national und international agierender Unternehmen sowie die Konzeption und Leitung integrierter Kommunikationskampagnen für Verbände und den Öffentlichen Sektor.
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Bild: Jan Böttger